Er, der immer kommt, ist nicht da

Er, der immer kommt, ist heute nicht da. Seinen Namen weiß ich nicht. Aber er kennt meinen, und wenn er mich ansieht, ist etwas in seinen Augen, das mich an Sommerträume denken lässt, an warmen Wind auf der Haut.

Manchmal kann ich mit ihm hinaus. Er sagt stets nette Sachen: „Sieh doch die Hyazinthen. Die magst Du doch. In jedem Frühjahr hast Du kaum erwarten können, dass sie blühen.“ Die Blumen haben plötzlich wieder Namen und lächeln mir zu.

Er hält manchmal meine Hand, obwohl ich ihn nicht kenne, und es fühlt sich nicht verkehrt an. Aber heute ist er nicht da. Wie soll ich nach ihm fragen ohne seinen Namen zu wissen?

Er ist meistens geduldig und freundlich. Nur manchmal schaut er traurig. Vor allem, wenn ich „Sie“ zu ihm sage. Nun ja, er ist mir nun einmal nicht bekannt. Aber, was macht es schon, ein „Du“ zu verschenken, wenn damit Traurigkeit vertrieben werden kann.

Wenn er mir beim Essen hilft, sagt er nur wenig. Er ist ganz konzentriert und behauptet nicht beständig „das schmeckt uns heute aber bestimmt gut“. Wenn ich etwas nicht mag, weiß er es meist schon, bevor ich etwas sage. Ich muss es dann nicht essen. Aber heute ist er nicht da. Die Frau in der gelben Bluse hilft heute beim Essen. Sie hat nicht so viel Geduld.

Ob ich ihn wohl verärgert habe? Ich muss etwas falsch gemacht haben. Er ist immer gekommen, und heute ist er nicht da.

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